
Diesen wichtigen Fragen stellten sich am 04. Juni unsere Dozent*innen und Erstprüfenden der Doppelqualifizierung „Erzieher*innenausbildung und Bachelor-Studium in Sozialpädagogik und Management".

Im Rahmen der Kollaboration mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) hielt Dr. Marlies Kroetsch, wissenschaftliche Leitung des Kooperationsprogramms, einen wegweisenden Vortrag über Künstliche Intelligenz und wissenschaftliches Ethos. Für unsere Dozent*innen war dies ein wichtiger Impuls, um die eigene Rolle im Umgang mit KI neu zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
Realitätscheck: Welche Rolle spielt KI im Studienalltag?
Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr, sie prägt schon heute den Studienalltag und das wissenschaftliche Arbeiten an Hochschulen. Laut einer Umfrage der Hochschule der Medien Stuttgart (2023) nutzen bereits 98,62% der Studierenden mindestens ein KI-Tool. Auch Prof. Dr. Doris Weßels von der FH Kiel betont am 15.1.2025 in der ZEIT:
„KI ist nicht nur gekommen, um zu bleiben, sondern zeigt weiterhin ungebremstes Wachstum. Mein Plädoyer lautet deshalb, dass die Hochschulen die neue Welt der generativen Kl (endlich) akzeptieren sollten.“
Herausforderungen: Plagiate, Transparenz und kritisches Denken im KI-Zeitalter
Mit der Etablierung von KI-Tools im Studienalltag geht allerdings ein zentrales Problem einher: Es wird immer schwieriger zu erkennen, was Studierende eigenständig geleistet haben. Die Identifikation von KI-Einsatz in wissenschaftlichen Arbeiten ist bislang nicht verlässlich möglich.
Außerdem birgt die Nutzung von KI-Tools die Gefahr, dass Inhalte unreflektiert übernommen werden, was nicht nur die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit, sondern auch die Intensität des Lernprozesses und die Entwicklung eigenständigen Denkens beeinträchtigen könnte. Daraus schlussfolgert Dr. Marlies Kroetsch:
„Wenn wir wollen, dass Studierende KI reflektiert nutzen, müssen wir es Ihnen beibringen.“
Schlüsselqualifikation KI-Kompetenz: Didaktische Ansätze für Dozent*innen
Um KI sinnvoll im Studium einzusetzen, bleiben grundlegende wissenschaftliche Kompetenzen unerlässlich. KI ist ein Hilfsmittel, der eigene Beitrag sollte aber weiterhin überwiegen (Buck, 2025). Studierende müssen also nicht nur lernen, effektive Prompts zu formulieren, sondern auch Quellen kritisch zu prüfen und ihren Lernprozess zu reflektieren. Transparenz sei dabei entscheidend, so Kroetsch: Die Nutzung von KI-Tools muss offen dokumentiert werden, um wissenschaftliche Leistungen nachvollziehbar zu machen.
Dazu müssen Hochschulen gemeinsam mit Studierenden klare und einheitliche Regelungen für den KI-Einsatz entwickeln, wie beispielsweise eine Dokumentation über die Nutzung von KI im Literaturverzeichnis und eine Reflexion in der Methodendiskussion.
Wichtig ist dabei, dass niemand abgehängt wird: Es darf keine digitale Kluft entstehen zwischen denen, die Zugang zu KI-Tools haben, und denen, die diesen Zugang nicht oder nur eingeschränkt nutzen können.
„Wir haben die Verantwortung alle mitzunehmen. Wenn wir über Bildungsgerechtgkeit sprechen, müssen wir auch darüber reden, wie wir alle fit machen können, KI zu nutzen.“ - Dr. Marlies Kroetsch
Zukunftsorientiere Lehre durch reflektierten KI-Einsatz
Vor diesem Hintergrund ist der Einsatz von KI sowie die Vermittlung entsprechender Kompetenzen an der FHM nicht nur toleriert, sondern ausdrücklich erwünscht – vorausgesetzt, die Nutzung erfolgt transparent und reflektiert.
Für uns als PFH war dieser Vortrag somit ein wichtiger Beitrag zur zeitgemäßen wie zukunftsorientierten und zugleich stets kritisch-begleitenden Lehre und Betreuung von Studierenden. Johannes Gruhl, Koordinator der Doppelqualifizierung, fasst es zusammen:
„Als Kooperationspartner tragen wir beide gleichermaßen Verantwortung dafür, Absolvent*innen für die Herausforderungen des Alltags und der persönlichen Zukunftsgestaltung gut aufzustellen und auszustatten. Ein zunehmend zentraler Aspekt ist hierbei die Verbindung von Künstlicher Intelligenz und sozialpädagogischen Aufgaben unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Ansprüche.“
Diese als Dozent*innen und Erstprüfende zunächst selbst verstanden und erprobt zu haben, ist unser Anspruch einer fortwährenden Qualitätsentwicklung von Lehre. Daher danken wir Frau Kroetsch und allen Beteiligten für diese gelungene Veranstaltung.