Am 26. Juni fand im Pestalozzi-Fröbel-Haus die Abschlusstagung der europaweiten Kooperation „ALL HANDS ON STAGE“ statt, organisiert vom Gefängnistheater "aufBruch".

Im Rahmen des Unterrichtsfachs „Raum und Spiel“ präsentierten Theaterprojekte aus Italien, Polen, Serbien, Griechenland und Deutschland ihre wichtige Arbeit im Jugend- und Strafvollzug. Die Studierenden der F23/4 Semester erhielten so einen einmaligen Einblick in Lebensrealitäten, die sonst oft ausgeblendet werden. Dabei konnten sie nicht nur lernen, die Bedeutung sozialer Teilhabe zu reflektieren, sondern auch erleben, wie künstlerische Arbeit Brücken baut, Empathie fördert und gesellschaftliche Ausgrenzung thematisiert.

aufBruch - Gefängnistheater zur Demokratiebildung

aufBruch, eines der renommiertesten Gefängnistheaterprojekte Europas, bringt straffällig gewordene Menschen aller Altersgruppen, unterschiedlicher sozialer und kultureller Milieus sowie Sprach- und Bildungsniveaus zusammen und bindet sie in professionelle Theaterproduktionen ein. 

Als einziges Projekt im Berliner Strafvollzug ermöglicht aufBruch so einen offenen Dialog zwischen Gefangenen und der Bevölkerung und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung. 

„Ich persönlich kann nach fünf Teilnahmen an den Theaterprojekten sagen, dass ich ohne aufBruch heute nicht der wäre, der ich bin. Für viele ist aufBruch auf dem Weg in die Freiheit ein Felsen, an dem man sich festhalten und aufrichten kann. Wie viel das allein bei der Wiedereingliederung von Gefangenen ausmacht, weiß jeder, der einmal mit dem Strafvollzug beschäftigt war.“ – Paul E., Mitspieler

ALL HANDS ON STAGE - Theaterspielen als Mittel der Resozialisierung

Seit 2022 ist aufBruch Teil der europäischen Kooperation ALL HANDS ON STAGE (AHOS). Ziel des Projekts ist es, Justizvollzugsanstalten für den Kulturbetrieb als Arbeitsfeld zu öffnen und Inhaftierten künstlerische Qualifikationen, auf und hinter der Bühne, zu vermittelt. Ein besonderer Mehrwert der europäischen Zusammenarbeit liegt im kontinuierlichen Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Partnerländern, gemeinsamen Hospitanzen und der Entwicklung eines europaweiten Leitfadens für Gefängnistheater. So werden innovative Ansätze geteilt, künstlerische Berufe im Strafvollzug gestärkt und die gesellschaftliche Wiedereingliederung ehemaliger Inhaftierter unterstützt. Dabei sei auch wichtig, das Selbstbild der Inhaftierten zu stärken, meint Stathis Grapsas von Fabrica Athens (Griechenland) im Rahmen der Abschlusskonferenz: 

"We work with these guys so they can change their perception of themselves and realize that they are not one-dimensional."

Ein eindrucksvolles Projekt, an dem unsere Studierenden lernen konnten, wie kulturelle Teilhabe auch unter schwierigen Bedingungen ermöglicht und Kunst als Medium zur Stärkung sozialer Kompetenzen und Persönlichkeitsentwicklung genutzt werden kann.

TITUS ANDRONICUS – Gewalt bringt keine Gerechtigkeit 

Auffuehrung des Gefaengnistheater aufBruch von Titus Andronicus
Gefängnistheater aufBruch - Titus Andronicus

Zum Abschluss des Tages durfte unser F23/4 Semester nicht nur allerhand Fragen stellen, sondern auch gemeinsam mit den europäischen Projektpartner*innen an einer der ausnahmslos ausverkauften Theateraufführungen von aufBruch in der Jugendstrafvollzugsanstalt Tegel teilnehmen. 

Gezeigt wurde „TITUS ANDRONICUS“ von Shakespeare, ein Stück, das deutlich macht: Wer Konflikte mit Gewalt lösen will, gerät schnell in einen Strudel aus Vergeltung, der am Ende niemandem Kontrolle oder Gerechtigkeit bringt. Eine prägende Erfahrung für Lehrkraft Ursula Klein und ihre Studierenden: 

"Die Abschlusstagung von ALL HANDS ON STAGE am PFH eröffnete uns einen seltenen, ungewöhnlich differenzierten und spannenden Einblick in komplexe Bildungspotenziale des Darstellenden Spiels mit, von und für Menschen im Strafvollzug verschiedener Länder. Der Besuch der Aufführung bildete einen weiteren Höhepunkt dieser Offenbarung. Die Erfahrung der räumlichen und situativen Gefängnisrealität, aber vor allem das Erlebnis der großartigen und berührenden Theateraufführung hat die Studierenden und mich beeindruckt."

Weitere Informationen zur Vorführung finden Sie unter gefaengnistheater.de und mehr spannend Einblicke in die Vielfalt unseres Schulleben hier auf unserer Website.