
Petra Othmerding schilderte den Schüler*innen ihren gescheiterten Fluchtversuch im Jahr 1982: Gemeinsam mit ihren Eltern versuchte sie, über Bulgarien nach Griechenland zu fliehen – ein Plan, der von Othes, ihrem damaligen Freund im Westen, minutiös vorbereitet worden war. Doch die Flucht endete in einer Katastrophe: die Familie wurde verhaftet, Petra saß zunächst in einem bulgarischen Gefängnis, später in der DDR – bis sie schließlich von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft wurde.
Für die Schüler*innen war es besonders eindrucksvoll, wie persönlich und emotional Petra Othmerding über diese Erfahrungen sprach – zum ersten Mal überhaupt in einer Schulklasse. Ihre Offenheit beeindruckte tief. Ihr Ehemann Othes ergänzte die Erzählung um seine Perspektive: Wie es war, eine Flucht aus dem Westen zu organisieren – mit gefälschten Pässen, Geheimtreffen und Rückschlägen.
Für unsere Schüler*innen war diese Veranstaltung weit mehr als ein Unterrichtsgespräch – es war lebendige Geschichte. Viele waren tief bewegt und stellten im Anschluss nachdenkliche, kritische und sehr persönliche Fragen.
Der direkte Austausch mit Zeitzeug*innen ermöglicht es, historische Themen wie Repression, Flucht und Freiheitswille nicht nur kognitiv, sondern emotional zu begreifen. Solche Erfahrungen fördern nicht nur das politische Bewusstsein, sondern auch Empathie, Reflexionsfähigkeit und die Auseinandersetzung mit eigenen Werten.
Solche Gespräche hinterlassen Spuren – und machen Mut, sich mit Geschichte und Gegenwart kritisch auseinanderzusetzen.
Neben der politischen Dimension – dem Unrecht in der DDR, den Grenzen der Freiheit, dem Leben in Haft – kam auch die menschliche Geschichte nicht zu kurz: Eine Liebesgeschichte, die trotz aller Widrigkeiten gehalten hat und deren Happy End den Schüler*innen Hoffnung vermittelte.
Die Veranstaltung war eingebettet in die Unterrichtsreihe zum Thema „Leben in der DDR“ und „Republikflucht“. Das Gespräch mit den Othmerdings war in seiner persönlichen Tiefe etwas ganz Besonderes – Geschichte wurde lebendig, fühlbar, nachvollziehbar.
Ein Podcast zu Petras Geschichte ist unter folgendem Link hörbar:
https://www.ddrbox.de/beitrag/flucht-ueber-die-bulgarische-grenze
Wir danken Petra und Othes Othmerding herzlich für ihren Mut, ihre Offenheit und ihre Zeit – und hoffen, dass dieses Gespräch nicht das letzte seiner Art an unserer Schule war.
Bild: Özlem Cinar / PFH-Berlin