Das Bauhaus_RaumLabor ist eine Kooperation vom Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung, Jugend im Museum e.V. und Pestalozzi-Fröbel-Haus und fand 2025 im Rahmen des stadtweiten Projekts Raum und Zeit: JETZT! statt. Es widmete sich der künstlerischen Aktion als Ausdruck kindlicher Positionierung und als Eingriff in die soziale Wirklichkeit. Im Fokus der sieben Teilprojekte stand, welche Aktionen die Kinder planen, wie sie museale und soziale Räume erleben und mit welchen analogen und digitalen Mitteln sie kreativ werden wollen.

Spiel und Realität, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wurden miteinander verknüpft. Die Kinder entwickelten eigene Sichtweisen, die sie durch künstlerische Prozesse und herbeigeführte Momente sichtbar machten und damit die Gesellschaft mitgestalteten.

Im Projekt Bauhaus Frühlingsfest an der Kita Kastanienallee griffen die Kinder die Bauhaus-Tradition auf, gestalteten geometrische Formen zu fantasievollen, wachsenden Strukturen. So drückten sie ihre Position zu Raum, Wachstum und Wandel aus und gestalteten diese selbstbestimmt mit. Im Projekt MEHR SPIELEN an der Kita Haubachstraße thematisierten die Kinder ihre Erfahrungen im öffentlichen Raum – am Beispiel einer defekten Seilbahn. Mit Fotografie, Bewegung und Alltagsmaterialien verbanden sie Realität und Spiel, drinnen und draußen, und machten ihre Wünsche sichtbar. Lichtzauberei und ein Telefon an der Kita Barbarossastraße knüpfte an experimentelle Fotokunst des Bauhauses an. Die Kinder arbeiteten mit Licht, Schatten, Cyanotypien und Klang und kommunizierten spielerisch ihre Sicht auf die Welt. Die Projekte JETZT-Bewegen! und JETZT-Hören! an der Kita Belziger Straße verknüpften Bewegung, Klang und Wahrnehmung. Die Kinder erlebten, wie Körper und Klang Gefühle ausdrücken, und stärkten so ihre kreative Positionierung im Raum. Im Familienzentrum Mehringdamm verwandelten Kinder und Familien im Projekt Wie geht es Dir hier? alltägliche Räume durch Fotoshootings, Gartenumbau und Malen in lebendige Gemeinschaftsräume. So wurde Teilhabe und gemeinsame Gestaltung ermöglicht. Das Projekt Treppen-Party an der Schinkel-Grundschule nahm unbeachtete Treppen als künstlerischen Ausgangspunkt. Inspiriert von Bauhaus-Kunst und Festtradition gestalteten die Kinder diese Orte um, führten Interventionen durch und inszenierten eine Eröffnungsfeier – ein Symbol für Sichtbarkeit und Teilhabe. Im Projekt Neues? Storytelling für die Zukunft an der Grundschule am Fliederbusch verband mündliche Erzähltraditionen mit Rap und Hip-Hop. In Erzählkreisen entstanden multimediale Geschichten, die künstlerisch interpretiert und als offene Installation präsentiert wurden. So wurden künstlerische Aktionen zum Raum für demokratische Mitbestimmung.

Die Teilprojekte zeigen, wie künstlerische Aktion Kinder befähigt, ihre Lebenswelt selbstbewusst und kreativ mitzugestalten – als aktives Mittel, eigene Positionen zu formulieren und gesellschaftliche Räume zu verändern. Im Juni trafen sich dir 95 Kinder des diesjährigen Bauhaus_Raumlabor-Projekts im JugendKulturZentrum PUMPE und präsentierten sich im Rahmen der Montage-Tage gegenseitig ihre Werke und erlebten das JETZT mit allen Sinnen.

Bauhaus_RaumLabor

Das Bauhaus Frühlingsfest 
Jan Willem Koelewijn und Claire Fristot 
Kita Kastanienallee 
Jonas Folgmann-Urbanz und Mandy Schulze

Das Bauhaus Frühlingsfest griff den experimentellen Geist und die Festtradition der Bauhaus-Schule auf – angepasst an Kinder von heute. Unter dem Motto „Wachsen und Wandeln“ gestalteten, forschten und spielten die Kinder mit geometrischen Bauhaus-Grundformen, die sie zu fantasievollen Wesen und wachsenden Strukturen kombinierten. Dabei standen Veränderung, Bewegung und der kreative Umgang mit Raum im Mittelpunkt. Die Kinder entwickelten gemeinsam bunte Fantasiewelten, die sich im Laufe der Workshops stetig vergrößerten. Den Abschluss bildete eine farbenfrohe Parade in und um die Kita – als performatives Fest der Formen, Bewegung und kindlichen Vorstellungskraft.

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MEHR SPIELEN 
Diogo deCalle und Anja Kreher
Kita Haubachstraße
Daphne Wischhöfer

Im Projekt „MEHR SPIELEN“ setzten sich Kinder künstlerisch mit ihren Spielwünschen und dem öffentlichen Raum auseinander. Inspiriert von historischen Bauhaus-Fotos und der Bauhaus-Architektur arbeiteten sie mit Fotografie, Bewegung und Materialien wie Schnüren oder Fröbel-Spielzeug. Ausgangspunkt war die kaputte Seilbahn am Spielplatz gegenüber der Kita – ein zentraler Ort für die Kinder. Sie fragten: Warum wird sie nicht repariert? Wie kann man trotzdem fliegen? In farbigen Kostümen gestalteten sie Spielaktionen im Stadtraum, die das „Draußen“ nach „Drinnen“ holten. Die Seilbahn wurde symbolisch in die Kita verlegt, Spielräume wurden vertauscht, erweitert und neu gedacht. Der Körper diente dabei als zentrales Ausdrucksmittel für Spiel, Bewegung und Veränderung.

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Lichtzauberei und ein Telefon
Verena Cremer und Carsten Cremer
Kita Barbarossastraße
Minirou Secka und Mirja Witzke

Im Projekt „Lichtzauberei und ein Telefon setzten sich Kinder der Kita Barbarossastraße mit experimentellen Methoden der Bauhaus-Künstler*innen Lucia Moholy und László Moholy-Nagy auseinander. Inspiriert von deren Fotogrammen und sogenannten „Telefonbildern“ arbeiteten die Kinder mit Licht, Schatten, Sprache und Klang. Sie gestalteten eigene Cyanotypien und Fotogramme, indem sie lichtempfindliches Papier mit verschiedenen Objekten belegten. In einer weiteren Phase „übertrugen“ sie Bildideen per Spieltelefon oder Klangimpuls – das empfangende Kind interpretierte diese spontan zeichnerisch. So entstanden unmittelbare künstlerische Reaktionen ohne Zwischenschritte. Die Ergebnisse wurden in einer Ausstellung in der Kita präsentiert.

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JETZT- Bewegen! und JETZT-Hören!
Theresa Diehl und Alexandre Decoupigny
Kita Belziger Straße
Sonja Mallioras und Sven Adam

In der Kita Belziger Straße erkundeten zwei Kitagruppen die Verbindung von Klang, Bewegung und Wahrnehmung. Im Projekt „JETZT-Bewegen!“ erfuhren Kinder durch Bewegungsimpulse, Körperwahrnehmung und Alltagsmaterialien, wie Bewegung Emotionen ausdrücken kann. Sie entwickelten neue Bewegungsmuster und erweiterten ihr sensorisches Repertoire. Im Projekt „JETZT HÖREN!“ gingen Kinder auf eine auditive Entdeckungsreise, lernten Klangnuancen differenziert wahrzunehmen und setzten Geräusche in Bewegung um. Beide Projekte griffen Bauhaus-Ideen auf, verbanden sinnliche Wahrnehmung mit kreativem Ausdruck und machten deutlich: Hören und Bewegen sind aktive, emotionale und gestalterische Erfahrungen.

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Wie geht es Dir hier? 
Atefeh Kheirabadi und Zara Morris
Familienzentrum Mehringdamm mit der Kita Schwiebusser Straße
Zarife Yildiz

Im Projekt wurden durch künstlerische Aktionen alltägliche Räume des Familienzentrums neu gestaltet und erlebbar gemacht. Kinder und Familien verwandelten vertraute Orte – vom Garten bis zur Betonfläche – in kreative Erfahrungsräume. Es fanden vielfältige Aktionen statt: ein fantasievolles Familien-Fotoshooting, Gartenumgestaltung, geometrisches Kochen, experimentelles Malen auf Beton und gemeinsame Feste. Die zuvor graue Fläche wurde zum lebendigen Ort für Begegnung, Yoga, Spiel und Genuss. Im Fokus standen räumliche Gestaltung, Materialerkundung und gemeinsames Tun. So entstanden Räume, in denen gebaut, geforscht und gefeiert wurde – gestaltet von den Menschen, die sie nutzen.

Bauhaus_RaumLabor JETZT

Treppen-Party 
Claire Fristot und Barbara Antal 
Ganztagsbetreuung der Schinkel-Grundschule 
Maren Scheeder und Bia Brandt

Im Projekt setzten sich die Kinder mit verschiedenen Kunstwerken und Fotoarchiven des Bauhauses auseinander, darunter Werke von Oskar Schlemmer, Lux Feininger, Tobias Zielony und Equipo Crónica. Sie nahmen die oft unbeachteten Treppen ihrer Schule als künstlerischen Ausgangspunkt, um deren Bedeutung und Nutzung zu erforschen. Durch kreative Recherche und Gestaltung entwickelten sie temporäre oder dauerhafte Interventionen, die die Treppen zu lebendigen, spielerischen Orten verwandelten. Dabei griffen sie auch die festliche Tradition der Bauhaus-Feste auf und inszenierten eine Eröffnungsfeier der Treppe. So erhielten die Treppen einen neuen Charakter und das Projekt sichtbare Präsenz in der Schulgemeinschaft.

Bauhaus_RaumLabor JETZT

Neues? Storytelling für die Zukunft 
Alexandre Decoupigny und Claire Fristot 
Ganztagsbetreuung der Grundschule am Fliederbusch 
Aykut Okcu  

Im Projekt orientierten sich die Kinder an der Bauhaus-Idee des Experimentierens mit Materialien, Techniken, Rauminszenierung und performativem Ausdruck. Inspiriert von mündlichen Erzähltraditionen und aktuellen sozialen Themen, machten sie ihre eigenen Stimmen und Welten im öffentlichen Raum hörbar. Mit Rap und Hip-Hop als lebendige Beispiele zeitgenössischer oraler Erzählkunst begannen die Workshops mit gemeinschaftlichem Geschichtenerzählen im Kreis, bei dem alle Teilnehmende die Geschichte mit eigenen Worten oder Gegenständen fortsetzte. Die entstandenen Aufnahmen wurden künstlerisch interpretiert: durch Bilder, Skulpturen, Videos, Bewegungen und Klangatmosphären. So entstanden multimediale Geschichten, die als offene Installation präsentiert wurden und andere Gruppen zur Mitwirkung einluden.