Im Rahmen des Kinderschutzmonats fand am 19. November am PFH eine Fortbildung für pädagogische Fachkräfte statt, die sich der Prävention und Intervention bei sexueller Gewalt mit dem Schwerpunkt im digitalen Raum befasste.
Inhaltsverzeichnis

Die Fortbildung wurde von den erfahrenen Referentinnen Daniela Granzow (Pädagogische Leitung, Therapeutische Wohngruppe Koralle) und Robert Jurgons (Gruppenleiter, TWG Koralle) geleitet. Ihre Expertise basiert u.a. auf ihrer mehrjährigen Erfahrung in der Durchführung von Fortbildungen als Multiplikator*innen von Innocence in Danger, einer internationalen Non-Profit-Organisation, die sich dem weltweiten Schutz von Kindern vor Missbrauch, insbesondere im Internet, widmet. Die Fortbildung bot praxisnahes Wissen und konkrete Handlungsstrategien für Fachkräfte, die mit jungen Menschen arbeiten.

Schutz vor sexueller Gewalt im digitalen Raum

Der Umgang mit sexueller Gewalt unter jungen Menschen ist eine große Herausforderung. Junge Menschen üben sexuelle Gewalt aus, sind selbst betroffen, beobachten Vorfälle oder werden ins Vertrauen gezogen. Sie vertrauen sich weniger den Erwachsenen, sondern eher Gleichaltrigen an. 

Diagramm mit der Überschrift "Wie viele junge Menschen erleben sexuelle Gewalt durch andere Jugendliche?" Auf der linken Seite zeigt ein Kreisdiagramm, dass 52 % der Jugendlichen sexuelle Gewalt erlebt haben, dargestellt durch einen pinken Bereich. Auf der rechten Seite zeigt ein weiteres Kreisdiagramm, dass 70 % der Jugendlichen sexuelle Gewalt beobachtet haben, dargestellt durch einen türkisfarbenen Bereich. Die Quelle der Daten ist die Speak! Studie von 2016 bis 2021.

Die digitale Lebenswelt, in der sich viele Jugendliche und junge Erwachsene aufhalten, bringt dabei besondere Risiken mit sich, da Grenzverletzungen in Chats, sozialen Medien oder beim Teilen von Bildern schnell und anonym geschehen können. Deshalb ist es unverzichtbar, dass pädagogische Fachkräfte gut geschult und handlungssicher sind, um präventiv einzuwirken und intervenieren zu können. Die Fortbildung legte daher einen besonderen Fokus auf: 

  • Praktische Kenntnisse zur Intervention bei sexueller Gewalt unter jungen Menschen
  • Sensibilisierung für die Vorbildfunktion der Fachkräfte im pädagogischen Alltag
  • Ausbildung von Vertrauens- und Ansprechpersonen für junge Menschen
  • Kennenlernen des lokalen Hilfesystems und Beratungsmöglichkeiten

Interventionsmaßnahmen bei sexueller Gewalt unter jungen Menschen  

Anhand von Fallbeispielen und Videos wurden im Rahmen der Fortbildung effektive Handlungsstrategien erarbeitet, die Fachkräfte direkt in ihrer täglichen Arbeit anwenden können, wenn sie Zeug*innen sexueller Gewalt werden:

  1. Sofort einschreiten und Haltung zeigen: Null Toleranz gegenüber sexualisierter Gewalt!
  2. Mitgefühl und Zuwendung für Betroffene anbieten
  3. Grenzverletzende Personen mit Verhalten konfrontieren und strikte Unterlassung einfordern
  4. Fallbesprechungen im Team zur kollegialen Unterstützung und Dokumentation (z.B. wer informiert wurde & welche Maßnahmen ergriffen wurden)

Unterstützung und Ressourcen für Fachkräfte

Organisationen wie Innocence in Danger stellen kostenlose Arbeitsmaterialien und umfangreiche Handlungskonzepte zur Verfügung, um Institutionen und Fachkräfte bei der Prävention sexueller Gewalt zu unterstützen.

Informationen und Beratung 

Anonyme und kostenlose Beratung für Jugendliche

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