Am 15. und 16. Juli 2025 bot das PFH im Rahmen von ERASMUS+ zukunftsweisende Fortbildungen zu den Themen 'Personzentrierte Haltung' und 'Digitale Lernräume' an, die neue Perspektiven für die pädagogische Praxis eröffneten.

Die Fortbildungen wurden von Nicola Snozzi, Schulleiterin am Berufsbildungszentrum Gesundheit und Soziales in Sursee (Luzern), und Peter Indergand, Lehrkraft dieses Berufsbildungszentrums, geleitet. Sie boten rund 30 Teilnehmenden aus unserer Beruflichen Schule und der sozialpädagogischen Praxis wertvolle Einblicke und praxisnahe Anregungen für die Gestaltung der pädagogischen Arbeit sowie selbstorganisierter Lernprozesse in digitalen Räumen.

Tag 1: Personzentrierte Haltung – Mehr als ein pädagogisches Schlagwort

Im Mittelpunkt des ersten Seminartages stand die „Personzentrierte Haltung“ nach Marlis Pörtner, die auf der humanistischen Psychologie (Carl Rogers) basiert. Peter Indergand hat das Konzept in einem 2022 im Klett-Cotta Verlag erschienenen Buch auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen angewandt. Er betonte: „Zuhören, ernstnehmen und Erfahrungen ermöglichen“ sind die handlungsleitenden Grundsätze, die die Selbstbestimmung und Autonomie junger Menschen stärken.

„Personzentriert arbeiten heißt, nicht von Vorstellungen auszugehen, wie Menschen sein sollen, sondern davon, wie sie sind und von den Möglichkeiten, die sie haben.“ 
- Marlis Pörtner, Co-Autorin des Buches (S. 27, 2022)

Die Personzentrierte Haltung dockt damit hervorragend an die pädagogischen Prinzipien des PFH an, insbesondere an die Ressourcenorientierung: Der Blick richtet sich nicht auf Defizite, sondern auf individuelle Stärken und jeden kleinen Erfolg. 

Impulse für den Berufsalltag

Die Veranstaltung bot Raum für individuelle und gemeinsame Reflexion, die im hektischen Alltag oft zu kurz kommt. Besonders wertvoll war dabei der kollegiale Austausch zwischen Berufsschule und sozialpädagogischer Praxis. Die Teilnehmenden diskutierten gemeinsam, wie Selbstbestimmung und ein ressourcenorientierter Blick im pädagogischen Alltag gefördert werden können – unabhängig von Herkunft, Fähigkeiten oder Lernort. 

Tag 2: Digitale Lernräume – Selbstorganisiertes Lernen neu gedacht

Der zweite Seminartag widmete sich der Gestaltung digitaler Lernräume, die in der sich stetig wandelnden Gesellschaft für das selbstorganisierte Lernen von Nutzen sind. 

Innovative Ansätze aus der Schweiz

Nicola Snozzi und Peter Indergand präsentierten ein spannendes Modell des „begleiteten selbstorganisierten Lernens“, das in der sozialpädagogischen Ausbildung durch digitale Lernpfade unterstützt wird. Am Berufsbildungszentrum in Sursee kommt dabei die Lernplattform Moodle zum Einsatz, die durch verschiedene Plug-ins zu einem komplexen, didaktisch durchdachten digitalen Lernraum erweitert wurde. Die darin enthaltenen digitalen Lernpfade fungieren als visuelle Lernlandkarten, die ein individualisiertes Lernen im eigenen Tempo und die Dokumentation der Fortschritte ermöglichen.

Die Teilnehmenden diskutierten intensiv über die technischen Umsetzungen. Hierbei wurde deutlich, dass die Lehrkräfte verschiedene Rollen einnehmen, um den selbstorganisierten Lernprozess angemessen zu begleiten: Sie sind nicht nur Wissensvermittler*innen, sondern agieren als Prozessbegleiter*innen und Lerncoaches. In der Diskussion wurde auch deutlich, dass digitale Lerntools die Lehrkräfte nicht ersetzen, sondern den „analogen Lernprozess“ gezielt und vor allem mit Fokus auf das lernende Individuum unterstützen. 

Vernetzung und Austausch

Die Fortbildungen unterstrichen die zentrale Bedeutung kontinuierlichen Lernens in der Organisation – ob Praxiseinrichtung oder Berufliche Schule – und die des kollegialen Austauschs, um den Herausforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft erfolgreich zu begegnen. Die Teilnehmenden profitierten von unterschiedlichen Perspektiven und praxisnahen Impulsen zur Personzentrierten Haltung und zu digitalen Lernräumen, was zur Weiterentwicklung ihrer beruflichen Praxis beiträgt. 

Ein herzlicher Dank geht an das Europabüro und das Vernetzungsbüro für die hervorragende Organisation sowie an Nicola Snozzi und Peter Indergand für ihre Offenheit und den sehr wertvollen Austausch.