Immer mehr ukrainische Kinder besuchen Schulen und Kitas in Deutschland. Ein neues Wörterbuch soll Sprachbarrieren zwischen Familien und pädagogischen Fachkräften abbauen, indem es Begriffe aus dem pädagogischen Bereich übersetzt und erklärt.

"Dieses Wörterbuch wurde für Menschen aus der Ukraine konzipiert, die wegen des russischen Angriffskrieges gegen ihr Land zusammen mit ihren Kindern oder Nichten  / Neffen in Deutschland leben und diese hier in den Kindergarten oder die Schule schicken."

Wolfgang Dohrmann, Verleger des Dohrmann-Verlages

Am 17. März 2023 präsentierte der Dohrmann-Verlag im PFH-Familienzentrum Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg das Wörterbuch "Wörterbuch der Pädagogik Deutsch-Ukrainisch / Ukrainisch-Deutsch", das sich in erster Linie an Eltern ukrainischer Herkunft sowie an Lehrkräfte, Erzieher*innen und Fachkräfte in der Jugendbildung richtet. Das Wörterbuch versammelt einen Wortschatz, der in der Kommunikation zwischen Eltern und der Schule bzw. Kita hilfreich ist.

Die Idee für dieses Wörterbuch hatte der Verleger des Dohrmann-Verlages Wolfgang Dohrmann. Der ehemalige Lehrer (Wolfgang Dohrmann unterrichtete 33 Jahre angehende Erzieher*innen am Pestalozzi-Fröbel-Haus) weiß aus eigener Erfahrung, dass klassische Wörterbücher den pädagogischen Wortschatz nicht ausreichend abbilden. Denn eine Übersetzung von Begrifflichkeiten wie  z.B. "offene Ganztagsbetreuung" ist insbesondere dann schwierig, wenn es in der Heimatregion von Familien keine offenen Ganztagsbetreuungen gibt. Daher übersetzen die pädagogischen Wörterbücher des Dohrmann-Verlages solche Fachbegriffe nicht nur, sondern erklären sie auch und fassen darüber hinaus die wichtigsten Grundelemente des deutschen Bildungssystems zusammen. Bisher sind im Dohrmann-Verlag pädagogische Wörterbücher in den Sprachen englisch-deutsch, englisch-deutsch-türkisch und arabisch-deutsch erschienen.

Die Autorinnen des ukrainisch-deutschen Wörterbuches Yelizaveta Fomina, Dr. Olesia Lazarenko, Dipl.-Phil. Olha Lehmann, Daryna Razvina sowie Wolfgang Dohrmann haben sich für die Arbeit am Wörterbuch über vier Monate lang jede Woche am Freitag im Familienzentrum Mehringdamm getroffen. "Wir sind alle vom Fach", sagte hierzu Olha Lehmann. "Wir haben genau das getan, was wir auch sonst beruflich machen, und haben uns dabei sehr gut ergänzt." Praktisch und schön war, dass sich freitags parallel immer der ukrainische Kinderchor Veselka im Familienzentrum Mehringdamm traf - diesen besuchten auch die Kinder der Autorinnen. So kam es zustande, dass bei der Buchpräsentation am 17. März der Kinderchor Veselka sang.

Es war eine sehr ergreifende und emotionale Buchpräsentation, unter den Gästen waren vor allem ukrainische Familien und auch zwei Vertreterinnen der ukrainischen Botschaft. Eine der Buchautorinnen musste ihren Auftritt kurzfristig absagen - ihr Mann war an der ukrainischen Front schwer verletzt worden und sie reiste umgehend zu ihm. Eine zweite Buchautorin hatte kurz vor der Buchvorstellung erfahren, dass ihr Mann in der Ukraine jetzt als Soldat an die Front geschickt wird. Die Leiterin des ukrainischen Kinderchores Anna Giletska erzählte von den Sorgen, die sie sich jeden Tag um ihre Kinder und deren Familien in Mykolajiw und in Odesa macht.

Ein großes Dankeschön richteten alle Beteiligten am Ende der Veranstaltung an die Leiterin des Familienzentrums Mehringdamm Gertrud Möller-Frommann. Sie hat die Türen ihrer Einrichtung für die ukrainischen Familien geöffnet und hat auch die Treffen für das Wörterbuch im Familienzentrum ermöglicht.