Das Pestalozzi-Fröbel-Haus nimmt Stellung zur unzureichenden Refinanzierung der Tarifsteigerungen nach TV-L und appelliert an den Berliner Senat und die zuständigen Bezirke, die Weichen für ein soziales und solidarisches Berlin nicht zu verstellen.

Hintergrund und Ausgangslage

Das Pestalozzi-Fröbel-Haus ist als Stiftung öffentlichen Rechts fest nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) vergütet. Bereits seit 2011 sind wir – vertraglich und tariflich bindend – verpflichtet, das jeweils gültige Tarifrecht des Landes Berlin vollumfänglich zu übernehmen. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Trägern ist die Umsetzung der Tariferhöhungen bei uns demnach keine Frage der Entscheidung oder Abwägung, sondern eine zwingende Vorgabe des Tarifvertrags. Tarifliche Anpassungen schlagen sich somit unmittelbar in unseren Personalkosten nieder.

Aktuelle Problemlage

Ende 2024 bestätigte die schwarz-rote Koalition im Senat öffentlich, dass Kürzungen bei der Tarifvorsorge für freie Träger zurückgenommen werden. Dies wurde als „wichtiges Signal der Planungssicherheit“ bezeichnet und sollte Sicherstellung und Verlässlichkeit der tariflichen Finanzierung für soziale Träger gewährleisten. Diese Zusage war für uns und viele andere Organisationen Grundlage verantwortungsvoller Personalplanung und garantiert eine tarifgerechte Entlohnung. 

Nun wurde jedoch im Sommer 2025 bekannt, dass in den Finanzierungen auf Bezirks- und Landesebene lediglich Teile der erforderlichen Tarifmittelsteigerung eingeplant werden – auf Landesebene werden z.B. in der Sen BJF nur 2% anstelle der laut Tarifvertrag festgeschriebene 5,5% refinanziert, in einigen Bezirken wird dafür die tariflich verankerte Sozial- und Erziehungsdienst-Zulage (SuE-Zulage) nicht weiter berücksichtigt.

Diese gravierende Unterdeckung zwingt Träger dazu, drastische Maßnahmen zur Haushaltsanpassung kurzfristig und unterjährig vorzunehmen.

Unsere besondere Situation: Kein Ermessensspielraum, sondern verbindliche Tarifbindung

  • Im Pestalozzi-Fröbel-Haus besteht keine Möglichkeit zur freiwilligen oder teilweisen Umsetzung von Tariferhöhungen: Wir MÜSSEN die aktuellen Anpassungen im TV-L 1:1 umsetzen.
  • Während viele Träger vor der untragbaren Entscheidung stehen, entweder beim Personal oder bei den Angeboten für die Zielgruppen Kürzungen vorzunehmen, entfällt diese Entscheidung am PFH.
  • Konsequenz: Kann das Land Berlin die dafür notwendigen Tarifmittel nicht vollständig refinanzieren, bleibt uns nur die Reduktion von Angeboten und Leistungen für Kinder, Familien und sozial Benachteiligte – also für genau die Menschen, die unsere Unterstützung in den derzeitigen herausfordernden Zeiten besonders dringend brauchen.

Risiken und gesellschaftliche Folgen

Die angekündigten Kürzungen und die geforderte unterjährige Anpassung der Finanzpläne führen, wie auch von der LIGA und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband bereits betont, zu einem massiven Vertrauensverlust und zu erheblichen Verwerfungen im Hilfesystem. Personalkürzungen sind, die unmittelbare Folge.

Für das Pestalozzi-Fröbel-Haus bedeutet dies konkret: Ein Rückbau unserer Angebote ist unausweichlich. Dies widerspricht unserem Selbstverständnis als zuverlässiger sozialer Partner und trifft die Schwächsten der Gesellschaft.

Unsere Forderungen

Wir fordern dringlich den Senat und die Bezirke Berlins auf:

  1. Vollumfängliche Finanzierung der aktuellen Tarifsteigerungen nach TV-L für ALLE leistungserbringenden Träger.
  2. Keine Abwälzung der Finanzierungslücke auf leistungserbringende Träger und deren Mitarbeiter*innen oder Zielgruppen.
  3. Transparente und verlässliche Kommunikation als Grundlage für zukunftsgewandte Personal- und Angebotsplanung.
  4. Kurskorrektur der bisherigen Entscheidungen – eine soziale Infrastruktur als Rückgrat einer gerechten Stadtgesellschaft darf nicht durch Haushaltssachzwänge ausgehöhlt werden.

Das Pestalozzi-Fröbel-Haus steht unverändert für eine tarifgerechte, wertschätzende Bezahlung der Beschäftigten und für hochwertige soziale Arbeit. Unser verbindlicher Tarifanschluss ist keine bloße Entscheidung, sondern grundlegende Voraussetzung und Verantwortung. Wir appellieren an den Berliner Senat und die zuständigen Bezirke, die Weichen für ein soziales und solidarisches Berlin nicht zu verstellen – im Interesse der Beschäftigten wie der Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind.

Wir stehen jederzeit für einen konstruktiven Dialog bereit.
Berlin braucht Verlässlichkeit – im Interesse der Menschen, die auf unsere Arbeit angewiesen sind.